Dienstag, 6. November 2012

Wir bleiben auch bei grauen Wolken wach

Nein die Wolken sind mit Sicherheit nicht lila.
Nicht wenn du früh um 5 die stickigen Räumlichkeiten mit den wummernden Bässen, welche sich langsam in Gläserklappern verwandeln, verlässt.
Sie werden auch nicht lila, wenn sich hinter dem Ostbahnhof die Sonne durch den aufsteigenden Smog von Berlin kämpft. Nein sie sind einfach nur grau, dunkelgrau, fast schwarz.
Sie sind grau, wie jeden Morgen um 5, aber sie sind anders grau.
Wenn du nach draußen gehst und dich in der Kälte wohl und beschützt fühlst, in genau diesem Moment ist die Farbe der Wolken egal. Sie sind für dich wie eine Decke, eine behagliche Decke, an die du jetzt keinen Gedanken verschwendest.
Dein Kopf ist immernoch voll mit Tönen, deine Ohren voll mit Summen und es ist scheißegal wie die Wolken aussehen. Was in diesem Moment nur wichtig ist, ist der Moment selbst.
Deine Energie die du eben noch in deine Füße gesteckt hast, lässt nach und trotz der Promille bist du nüchtern. Nüchtern weil du es genau weißt. Du weißt genau, dass die Menschen neben dir auch neben dir bleiben. Du weißt genau, dass niemand mehr diese Vielzahl an Momenten ruinieren kann. Sie gehören jetzt dir, sie sind fest. Auch in deinen Erinnerungen sind die Wolken nicht lila.
Sie sind weiterhin grau, aber sie scheinen, sie erleuchten uns.
Vorhin erfüllte Gelächter und Geplapper noch die Nacht. Das einzige was jetzt die endende Nacht erfüllt, sind unsere Schritte auf dem Asphalt.
Sie klappern auch nicht mehr wie am Anfang, sie schlurfen. Erschöpft von dem Glück und der Freude, verwandeln wir uns in andere Menschen, kaum das wir in die Kälte treten. Wir fahren uns durch die verschwitzten Haare, wohlwissend das sie jetzt kaum noch sitzen. Wir schlüpfen in unsere Ballerinas und unser einst so heißes Outfit, wirkt fast spießig. Wir hören auf zu lächeln. Wir müssen niemanden beeindrucken, es reicht wenn unsere Seele lächelt. Das macht uns schön.
Am schönsten sind wir nicht am Anfang des Abends, wenn wir in einer Wolke aus Deo und Parfum die Räumlichkeiten betreten. Nein am schönsten sind wir, wenn wir nach Stunden verschwitzt und glücklich diese Räumlichkeiten wieder verlassen.
Irgendwo sind wir uns dieser Schönheit auch bewusst aber am meisten ist uns bewusst, dass die Personen neben uns, genauso fühlen. Also haken wir uns ein um der Kälte zu entkommen, die jetzt nicht mehr behaglich ist, lauschen unseren Schritten und stellen fest, dass es nicht egal ist wie die Wolken aussehen. Es ist wichtig, dass sie grau sind. Graue Wolken sind Realität und dieser Moment ist mit seiner Schönheit mehr als real. Ich würde mir Sorgen machen, wenn die Wolken lila wären.

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